Methadon Behandlung
Methadon bei Krebs
Methadon wird als Heroinersatzstoff zur Behandlung von körperlichen Entzugssymptomen bei Heroinabhängigen eingesetzt. Die Substanz wurde 1937 erstmals hergestellt. Es handelt sich um ein vollsynthetisches Opioid, das eine starke schmerzstillende Wirkung aufweist.
Entwicklung
2007 entdeckte die Ulmer Chemikerin Dr. rer. nat. Claudia Friesen, dass D-L-Methadon eine bis dahin ungeahnte Rolle in der Krebstherapie spielen könnte. Schmerzen führen im Körper zu einer Vermehrung von Opioidrezeptoren. Über die Bindung an sogenannte Opioidrezeptoren entfalten Medikamente aus der Morphingruppe ihre schmerzstillenden Effekte. Auch Krebszellen tragen viele Opioidrezeptoren an ihrer Oberfläche.
2013 erkannte Friesen in Laborexperimenten, dass Krebszellen möglicherweise mehr von der zugeführten Chemotherapie aufnehmen und weniger ausschleusen, wenn zuvor D-L-Methadon an deren Opioidrezeptor gebunden ist.
Wirkungsweise
Wenn Methadon am Opioidrezeptor einer Krebszelle andockt, werden in der Zelle Mechanismen in Gang gesetzt, die den programmierten Krebszelltod (Apoptose) aktivieren. Über diesen Effekt hinaus gibt es aber noch andere hochinteressante Aspekte: Wenn sich Methadon an die Opioidrezeptoren von Krebszellen bindet, werden in der Zelle zum Beispiel Eiweiße (G-Proteine) aktiviert. Dieser Aktivierungsweg könnte die Wirksamkeit der Chemotherapie verstärken.
Die beschriebenen Effekte werden auch im Einsatz von Methadon gegen sogenannte Stammzellen (des Hirntumors Glioblastom) bestätigt. Die Wirkung von Methadon wurde inzwischen auch bei vielen fortgeschrittenen Krebsarten, wie Bauchspeicheldrüsenkrebs, Brust-, Eierstock-, Darm-, Magen-, Lungen- Blasen- und Prostatakrebs und bei Hirntumoren (Glioblastome), Leukämien und Melanomen aufgrund von Patientenberichten beschrieben. Außerdem scheint es bei Tumorerkrankungen mit Aszites und Pleuraergüssen unter Methadongabe häufiger zu Rückbildungen dieser Wasseransammlungen zu kommen.
Anwendung
Die bisherigen Erfahrungen legen also nahe, dass Methadon besonders in Kombination mit einer Chemotherapie Tumorrückbildungen verstärken kann. Dabei wird Methadon in Dosierungen gegeben, die einem Geringfachen von dem entsprechen, was zur Drogenersatztherapie eingesetzt wird.
D-L-Methadon ist preisgünstig. Die Therapiekosten für eine mehrwöchige ergänzende Therapie für Krebskranke belaufen sich auf lediglich wenige Euro.